Die gefährlichsten weltlichen Ideologien unserer Zeit: Kulturrelativismus und Kommunismus

Von A.R. Göhring, Mo. 01. Apr 2019

Dushan Wegner meinte einmal sinngemäß, der politisch-korrekte kulturelle Relativismus sei die gefährlichste Ideologie unserer Zeit. Im Westen vertritt die politisch korrekte Klasse die Ansicht, dass alle Kulturen gleich viel wert seien, die nicht-westlichen meist noch etwas mehr als unsere. A.R. Göhring beleuchtet Kulturrelativismus, Kommunismus und Kulturmarxismus und zeigt auf, mit welchen Maschen diese stets arbeiten, um die Menschen übers Ohr zu hauen.

Die ständige Suche der Kulturmarxisten nach Klientelgruppen, die als neue Revolutionsobjekte fungieren

Der Kulturrelativismus verneint die einzigartigen Leistungen Europas wie exakte Wissenschaft, Selbstkritik, Aufklärung, Individualismus, Feminismus und Menschenrechte. Gleichzeitig werden die tatsächlichen Eigenschaften vor allem des Islams ignoriert: Fortschrittsfeindlichkeit, Frauenverachtung, religiöse Intoleranz & Fremdenfeindlichkeit, Rassenhass & Antijudaismus, Priesterherrschaft, Bildungsferne und Clanwirtschaft. All das existiert für die Multikulti-Relativisten nicht beim „Edlen Wilden“, sondern nur beim europäischen Mann. Dass es die Erben dieser weißen Männer sind, die ihre Vorfahren nun des exakten Gegenteils bezichtigen, ist ein Witz der Kulturgeschichte. Zur Aufklärung des Phänomens lohnt sich ein Blick ins Herz der Finsternis, in das Wesen der radikalen Ideologien.

Ideologien sind wie die althergebrachten Religionen Glaubenssysteme, allerdings meist nicht integrierend, sondern mehr auf den Vorteil einer kleinen Gruppe ausgelegt, und zeitlich begrenzt. Das kann man am aktuellen westlichen Zeitgeist sehr schön sehen. Die multikulturelle politische Korrektheit mit all ihren Ausläufern wie Klima- und Genderwahn steht klar in der Tradition des Sozialismus aus der Marx-Ära im 19. Jahrhundert. Was dem ökonomisch orientierten Altmarxisten noch der Arbeiter war, sind dem heutigen Kulturmarxisten illegale Immigranten, Homosexuelle, irgendwas mit Umwelt oder ein anderes revolutionäres Objekt.

Allein die Beliebigkeit weist schon darauf hin, dass es gar nicht wirklich um die Interessen der Klientelgruppen geht. Mit welchen Tricks setzen die radikalen Eliten ihre egoistische Ideologie durch? In der modernen Demokratie muss man sich schon etwas Raffiniertes einfallen lassen.

Das Schelsky-Prinzip: Erfinde ein Problem, für das du dann die Lösung anbietest

Ab Ende der 1960er Jahre radikalisierte sich die Bürgerjugend in fast allen westlichen Ländern und versuchte eine linke „Revolution“ oder trat den „Marsch durch die Institutionen“ an, um das Land nach ihrem marxistischen Bilde zu formen. Der Soziologe Helmut Schelsky erkannte das entstehende Problem der linksradikalen Elite-Jugend schnell und prophezeite 1974 in seinem Buch Die Arbeit tun die anderen – Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen  das Entstehen eines „Sozialpriestertums“ von schein-intellektuellen Nutznießern, die ohne Gegenleistung vom Steueraufkommen der Mehrheit leben.

Das zugrunde liegende Konzept, das Schelsky-Prinzip, ist erstaunlich einfach:

„Erfinde ein Problem, blase ein bestehendes Problem künstlich auf, oder, wenn alles nichts hilft, schaffe ein neues, möglichst großes Problem, und dann biete Dich selbst als Lösung an.“

Und in der Tat, genau das beobachten wir an den politisch korrekten Missionaren der letzten Jahrzehnte. Als die Babyboomer merkten, dass mit den klassischen Arbeitern kein Aufstand zu machen war, erfanden sie die Umweltkatastrophe wie das Waldsterben. Ganz schön raffiniert: Natur und Heimat waren bei den Linken nie beliebte Themen; man war lieber „Weltbürger“ und urban. Die Konservativen waren hingegen von ihrer Begeisterung für die ländliche Heimat mit ihren Wäldern kaum abzubringen. Den Schutz der angeblich von saurem Regen und Atomkraft tödlich gefährdeten Umwelt, vor allem in Deutschland, brauchte man der Masse der Bürger daher nicht lange einzureden; da waren die sofort Feuer und Flamme.

Gemäß der Medienlogik „nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ übernahmen Fernseh- und Pressejournalisten nur zu gerne die Alarmschreie der Ökobewegten, weil man damit besser seine Produkte verkaufen kann. Nicht zuletzt heizten die ökologischen Ideologen die Waldpanik an, um Wählerstimmen auf ihre Seite zu ziehen. Das klappte auch recht schnell: Seit den 1980ern sitzen in Europa Grüne überall in den Parlamenten.

Julius Cäsar und der Darwinismus

Auch wenn ich oben schrieb, dass der Marxismus-Sozialismus eine junge Pseudoreligion sei, muss ich mich etwas einschränken. Der Historiker, der sich mit dem alten Rom auskennt, weiß, dass der berühmte Gaius Julius Cäsar ein hinterhältiger Machtpolitiker war, der in gewisser Weise die marxistischen Tricks bei der Machtergreifung schon genutzt hat. Cäsar war das Haupt der ältesten Familie Roms, gehörte aber im römischen Senat der Fraktion der „Popularen“ an, also den Sozialdemokraten, wenn man so will. Diese Gruppe versuchte im Gegensatz zu den reichen “Optimaten“ einträgliche Machtposten durch Unterstützung des einfachen Volkes zu erlangen.

Ihnen werden bestimmt noch viele weitere Beispiele für „sozialistische“ Machttricks in der Geschichte einfallen. Daher ist anzunehmen, dass Ideologien keine kulturelle Erfindung jüngerer Zeit sind, sondern eine stammesgeschichtlich entwickelte Fähigkeit des modernen Menschen. Und in der Tat: In seinen Bestsellern Eine kurze Geschichte der Menschheit und Homo Deus schreibt der israelische Historiker Yuval Harari, dass wir Jetztmenschen, auch „Cro-Magnon-Menschen“ genannt, die Fähigkeit zur Schaffung „inter-subjektiver Realitäten“ haben, also „Gruppen-Wirklichkeiten“.

Das bedeutet, wir Cro-Magnons schaffen uns Institutionen, die es nur so lange gibt, wie genügend Menschen daran glauben. Eine Universität zum Beispiel ist nicht nur ein Gebäude und sein Interieur, sondern auch das Personal, ein Budget, ein Regelwerk, seine Studenten usw. Die „inter-subjektiven Realitäten“ organisieren uns Cro-Magnon-Menschen in größere oder kleinere Gruppen, was bedeutet, dass wir äußerst effizient zusammenarbeiten. In der Vor- und Frühgeschichte des Menschen, als es noch keine Staaten gab, halfen Glaubenssysteme, die wachsenden Gesellschaften zusammenzuhalten und – vor allem – zu organisieren.

Die Überwindung des Nullsummenspiels dank des Kapitalismus, der erstmals Wachstum erzeugt

Wir Menschen sind soziale Lebewesen, was allerdings längst nicht so kuschelig ist, wie es klingt. Es heißt vor allem, dass wir versuchen, für uns, unsere Familie und unsere symbolische Gruppe so viel wie möglich von der Wirtschaftsleistung unseres Stammes oder Volkes abzuzweigen. Trotz der gewaltigen Weiterentwicklung unserer heutigen westlichen Gesellschaften sind die radikalen Ideologen wegen ihrer Tricks gegenüber den nüchternen Arbeitenden häufig genug immer noch im Vorteil.

Um das zu verstehen, muss man sich einfach vergegenwärtigen, wie die Wirtschaft in unserer Geschichte funktionierte. Massives Wachstum, wie wir es heute kennen, war bis etwa 1300 weitgehend unbekannt. Erst die Kapitalisten der Hansestädte und der Niederlande schafften es mit ihrem Fernhandel, in wenigen Jahren systematisch gewaltigen wirtschaftlichen Mehrwert zu generieren. Vorher gab es das fast gar nicht – zu jedem beliebigen Zeitpunkt erlebten die Menschen nie, dass der Gesamtwohlstand einer Region oder eines Landes merklich anwuchs. Wenn jemand ordentlich Gewinn machte oder sogar reich wurde, ging das stets zu Lasten eines anderen. Gesamtgesellschaftlich gesehen ein so genanntes Nullsummenspiel.

Die Erfindung des modernen Handelskapitalismus war nur die erste Großtat der europäischen Kultur. Um 1700 baute der Franzose Denis Papin in Marburg die erste Dampfmaschine, die von den Briten Thomas Newcomen und James Watt zur Industriemaschine fertigentwickelt wurde. Von da an brach das europäische Wirtschafts- und Wohlstandswachstum alle Rekorde.

Der moderne Kapitalismus ist also eine junge, kulturelle Erfindung. In unserem Erbgut ist marktwirtschaftliches Handeln logischerweise nicht kodiert, höchstens einige Voraussetzungen wie ein gewisser Gerechtigkeitssinn (quid pro quo – „gib Du mir, geb ich Dir“). Die Ideologie als Strategie zum Gewinnmachen hingegen hat sich höchstwahrscheinlich evolutionär entwickelt und ist daher sehr wohl genetisch vererbt.

Europa ist wieder in eine gläubige Phase eingetreten

Da die Ideologen heutiger Tage also nur bestimmten, recht alten evolutionären Instinkten folgen, ist es nicht verwunderlich, dass sie immer wieder bestimmten Schemata folgen, die es wert sind, dass wir uns ihrer bewusst werden. So ist das Schelsky-Prinzip, ein so genannter Selbstläufer-Mechanismus, den der Evolutionsbiologe Ronald Fisher in den 1930ern sogar mathematisch beschreiben konnte.

Die elitären Problem-Erfinder und Diskriminierungs-Sucher des 21. Jahrhunderts haben gespürt, dass man mit dem Instrumentalisieren von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen Posten, Geld und Macht bekommen kann. Daher suchen und finden sie natürlich laufend etwas Neues, und sei es noch so klein oder schwachsinnig. Da tut es nicht Wunder, dass die beliebte Figur des Inders Apu aus der Zeichentrickserie Die Simpsons einen indischen Komiker „rassistisch“ beleidigt habe, weil Apu stereotyp sei oder so was.

Im Englischen wird der Selbstläufer-Mechanismus so bezeichnet, weil er, einmal gestartet, nicht mehr aufhört, bis das System zusammenbricht. Die konservative Feministin Birgit Kelle meinte in diesem Zusammenhang, die gutbezahlten Aktivisten können gar nicht zum Ziel, der Problemlösung, kommen, weil sonst der eigene Job futsch wäre. Da immer mehr Kostgänger das Schelsky-Prinzip, und damit immer neue Problemchen entdecken, werden die Kosten des gesellschaftlichen Engagements irgendwann derart hoch sein, dass kein Steuergeld mehr da sein wird, um die „Engagierten“ zu bezahlen.

Der Heinsohn-Effekt und die Babyboomer

Wieso hatte sich eigentlich gerade die Babyboomer-Generation derart radikalisiert? Der deutsche Soziologe Gunnar Heinsohn erklärt das mit dem von ihm entwickelten Kriegs-Index: Steigt die Bevölkerungszahl rapide an und gibt es daher sehr viel mehr junge Männer als verfügbare Jobs, die von den Vätern (und Großvätern) besetzt sind, kommt es zu Konkurrenzkämpfen zwischen den Jungmannen. Und diese Entwicklung begünstigt das Entstehen von Kampf-Ideologien und das Ausbrechen von Kriegen oder Revolutionen.

So stehen die blutige Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege am Ende des Bevölkerungswachstums am Ende des 18. Jahrhunderts. Der Erste Weltkrieg kann auch als Folge des historisch nie dagewesenen Wachstums der europäischen Völker ab etwa 1850 infolge der Industrialisierung angesehen werden.

Die Krieg- und Revolutionswirkung eines Jungmännerüberschusses, nennen wir sie dem Entdecker zu Ehren Heinsohn-Effekt, war nach meiner Ansicht auch der tiefere Grund der Radikalisierung der Babyboomer. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte überall in den kapitalistischen Staaten ein Wirtschaftswunder ein, das gemeinsam mit den damals noch herrschenden christlichen Überzeugungen zu einer ähnlich hohen Geburtenziffer wie im späten 19. Jahrhundert führte. Heißt, Ende der 1960er gab es sehr viel mehr junge Männer als alte, und das erzeugte nach Heinsohn eine kämpferische Ideologie.

Doppelmoral und Selbstbetrug

Das Prinzip von Helmut Schelsky zeigt, dass es den Linken nicht darum geht, anderen Menschen oder der Natur zu helfen. Demnach müssten alle Ideologen eiskalte Zyniker sein, die öffentlich irgendwelchen Quatsch erzählen und sich unter Genossen beim Rotwein im stillen Kämmerlein diebisch freuen, wie gut sie den Pöbel doch veräppelt haben. So funktioniert es natürlich nicht. Eine derart schmutzige Lüge bewusst über Jahrzehnte glaubhaft zu präsentieren, ist kaum durchzuhalten. Außerdem brauch man seine mythischen Erzählungen vom „Edlen Wilden“ oder den dauer-unterdrückten westlichen Frauen, um eine symbolische Interessensgruppe zu bilden, deren Mitglieder aufgrund der so geschaffenen gemeinsamen Identität am selben Strang ziehen.

Das heißt natürlich nicht, dass die Linken denn auch konsequent nach ihrem Glauben handeln. Der US-amerikanische Evolutionspsychologe Geoffrey Miller meinte einmal, dass erstaunlich viele Menschen erstaunlich wirklichkeitsfremden Murks glauben. Was für einen selbst gut ist, und was nicht, das wissen die meisten Menschen denn aber sehr genau.

Schauen Sie, geneigter Leser, sich dazu nur einmal in den typischen Wohngegenden der Multikulturalisten und Ökosozialisten um, den teuren sanierten Altbauvierteln der Großstädte und den gediegenen Vororten. Stichwort Park Slope in Brooklyn (NYC) etc. Windräder oder Sonnenpaneele? Fehlanzeige. Relevante Zahlen von Ausländern, mohammedanische Großfamilien? Fehlanzeige. Als „Ablass“ dafür wählt man halt die linken Politiker, weil die sich ja ums Klima und um die Integration der Migranten kümmern. Wer’s glaubt.

Venezuela zeigt, was uns blüht

Dass die radikalen Ideologien der Elitären stets nur wirklichkeitsfremde Geld- und Machtbeschaffungsprogramme sind, ist der Grund dafür, dass die Staaten von Fanatikern stets scheitern. Westliche Linke behaupten gern, dass alle bisherigen sozialistischen Experimente fehlgeschlagen seien, weil da halt zufällig die „falschen Leute“ drankamen, und so weiter.

Ganz aktuell ist das Beispiel Venezuela, das Land mit dem größten Erdölvorkommen des Planeten. Die Venezolaner müssten leben wie die saudischen Scheichs. Tatsächlich aber hat die „bolivarische Revolution“ des verstorbenen Präsidenten Hugon Chavez schon vor Jahren das Klopapier (!) knapp werden lassen. Und nun hungern die Leute. Aber sicher nicht der Clan des amtierenden Präsidenten Maduro. Der ist Busfahrer von Beruf. Sie sehen, Kommunismus lohnt sich – für die Kommunisten.

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Literaturempfehlungen

Die Arbeit tun die anderen   

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Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Blog des Autors Görings Sichtweise. Er erscheint hier mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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Titelbild: Venezuela, YouTube-Screenshot

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